Kabinett Scholz – Wikipedia

Kabinett Scholz
Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland
Olaf Scholz (2021)
Bundeskanzler Olaf Scholz
Wahl 2021
Legislaturperiode 20.
Ernannt durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Bildung 8. Dezember 2021
Dauer 2 Jahre und 335 Tage
Vorgänger Kabinett Merkel IV
Zusammensetzung
Partei(en) SPD, Grüne, FDP
(bis 7. November 2024)
SPD, Grüne
(ab 7. November 2024)
Minister 16
Repräsentation
Deutscher Bundestag bis November 2024:
415/733 (57 %)




ab November 2024:
325/734 (44 %)




Die Vorsitzenden der SPD, Grünen und FDP (Saskia Esken, Annalena Baerbock, Robert Habeck und Christian Lindner) am 7. Dezember 2021 mit dem designierten Bundeskanzler Olaf Scholz bei der Unterzeichnung des Ampel-Koalitionsvertrages
Die Generalsekretäre (Volker Wissing (FDP, bis 2024), Michael Kellner (Grüne) und Lars Klingbeil (SPD)) bei der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags

Das Kabinett Scholz ist die 24. und amtierende Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland. Der Wahl von Olaf Scholz zum Bundeskanzler durch den 20. Deutschen Bundestag am 8. Dezember 2021 folgten noch am selben Tag seine Ernennung und die der von ihm vorgeschlagenen Bundesminister durch den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Zuvor hatten die Parteien der so genannten „Ampelkoalition“ den Koalitionsvertrag der 20. Wahlperiode des Bundestages geschlossen.

Am 6. November 2024 kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) an, dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier die Entlassung von Bundesminister Christian Lindner (FDP) aufgrund von unüberbrückbaren Differenzen innerhalb der Bundesregierung vorzuschlagen und am 15. Januar 2025 mit der Vertrauensfrage vor den Deutschen Bundestag zu treten.[1][2][3] Die Bundesminister Marco Buschmann und Bettina Stark-Watzinger, die ebenfalls der FDP angehören, kündigten noch am selben Abend ihren Rücktritt an,[4] Volker Wissing hingegen trat am Folgetag aus der FDP aus und verbleibt in der Regierung.[5] Lindner, Buschmann und Stark-Watzinger wurden schließlich am 7. November 2024 vom Bundespräsidenten aus ihren Ämtern entlassen. Der bisherige Staatssekretär Jörg Kukies (SPD) wurde neuer Bundesfinanzminister. Verkehrsminister Volker Wissing übernahm zusätzlich das Justizministerium, Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) bekam zusätzlich das Bildungsministerium übertragen.

Regierungsbildung

Der am 26. September 2021 gewählte Bundestag konstituierte sich am 26. Oktober 2021. Verhandlungen für eine mögliche „Ampelkoalition“ wurden am 24. November 2021 mit dem Koalitionsvertrag der 20. Wahlperiode des Bundestages abgeschlossen.[6]

Dieser wurde von der SPD auf einem Parteitag am 4. Dezember 2021 mit 98,8 Prozent gebilligt.[7] Am 5. Dezember genehmigte ihn die FDP auf einem digitalen Parteitag mit 92 Prozent. Die am 6. Dezember endende Urabstimmung bei den Grünen ergab 86 Prozent Zustimmung.[8] Die Unterzeichnung durch die drei Parteien folgte am 7. Dezember.[9]

Wahl im Bundestag

Der Bundestag wählte Olaf Scholz am 8. Dezember 2021 mit 395 Stimmen, einer absoluten Mehrheit seiner 736 Mitglieder (Art. 63 Abs. 2 GG), bei 303 Nein-Stimmen zum Bundeskanzler. Am selben Tag wurden er und die von ihm vorgeschlagenen Bundesminister von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ernannt und vor dem Bundestag vereidigt.[10] Von den 416 Mitgliedern der Koalitionsfraktionen waren nach dem Sitzungsprotokoll sechs entschuldigt; von den verbleibenden 410 haben also mindestens fünfzehn nicht mit ja gestimmt. Von den übrigen 320 Mitgliedern des Bundestages waren achtzehn entschuldigt; mindestens eine der 303 Nein-Stimmen muss daher aus den Reihen der Koalition stammen.[10]

Berlin, 8. Dezember 2021 – Gesamtstimmenzahl 736 – absolute Mehrheit ab 369 Stimmen
Wahlgang Kandidat Stimmen Stimmenzahl Anteil Koalitionspartei(en)
1. Wahlgang Olaf Scholz
(SPD)
Ja-Stimmen 395 53,7 % SPD, Grüne, FDP
Nein-Stimmen 303 41,2 %
Enthaltungen 6 0,8 %
Ungültig 3 0,4 %
nicht abgegeben 29 3,9 %

Bundesregierung und Parlamentarische Staatssekretäre

Der Zuschnitt des Kabinetts und insbesondere die Verteilung der Ressorts wurden bei der Präsentation des Koalitionsvertrages am 24. November 2021 vorgestellt. Der Bereich „Bau und Wohnen“ wurde aus dem Innenministerium in ein eigenes Ministerium ausgegliedert und der Bereich „Verbraucherschutz“ aus Justiz zu Umwelt verschoben. Damit gibt es 16 statt zuvor 15 Minister, davon sieben SPD, fünf Grüne und vier FDP. Gemäß dem Koalitionsvertrag stellt die SPD im Bundeskanzleramt die Staatsministerin für Bund-Länder-Beziehungen, die Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie den Staatsminister für die neuen Bundesländer. Die Grünen stellen dort die Staatsministerin für Kultur und Medien sowie zwei Staatsministerinnen und einen Staatsminister im Auswärtigen Amt. Das Vorschlagsrecht für Parlamentarische Staatssekretäre liegt bei den jeweiligen Bundesministern.[11]

FDP und Grüne nominierten Minister aus ihren Reihen am 24. und 25. November 2021.[12][13][14] Die SPD veröffentlichte ihre Ministerliste nach der Zustimmung ihrer Delegierten zum Koalitionsvertrag in einer Pressekonferenz am 6. Dezember.[15]

In den Nominierungen wurden neben dem Bundeskanzler acht Ministerinnen und acht Minister berücksichtigt. Auf der Ebene der Parlamentarischen Staatssekretäre gibt es 19 Frauen und 18 Männer. Insgesamt gehören der Bundesregierung nebst Staatsministern und Staatssekretären jeweils 27 Frauen und Männer an (SPD: 13 Frauen, 11 Männer; Bündnis 90/Die Grünen: 11 Frauen, 7 Männer; FDP: 3 Frauen, 9 Männer). Scholz löste damit ein Wahlversprechen aus dem November 2020 ein, das Kabinett mit mindestens gleich vielen Frauen wie Männern zu besetzen. Seit der Ablösung von Christine Lambrecht durch Boris Pistorius im Verteidigungsministerium im Januar 2023 ist die Geschlechterparität nicht mehr gegeben.[16]

Die Bundesregierung besteht nach Art. 62 Grundgesetz aus dem Bundeskanzler und den Bundesministern. Daher sind die Parlamentarischen Staatssekretäre (ggf. mit der Bezeichnung Staatsminister) keine Regierungsmitglieder.


Kabinett Scholz[Anm. 1] und Parlamentarische Staatssekretäre (seit 8. Dezember 2021)
Amt oder Ressort Bild Name Partei Parlamentarische Staatssekretäre bzw. Staatsminister[Anm. 2] Partei
Bundeskanzler
Olaf Scholz SPD Sarah Ryglewski
Staatsministerin beim Bundeskanzler zuständig für Bund-Länder-Beziehungen und nachhaltige Entwicklung[17]
SPD
Reem Alabali-Radovan
Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie für Antirassismus[18][Anm. 3]
Carsten Schneider
Staatsminister und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland
Claudia Roth
Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Grüne
Wirtschaft und Klimaschutz
Stellvertreter des Bundeskanzlers
Robert Habeck Grüne Franziska Brantner
Sonderbeauftragte der Bundesregierung für die Umsetzung der EITI
Grüne
Michael Kellner
Beauftragter der Bundesregierung für den Mittelstand
Oliver Krischer
bis 28. Juni 2022
Stefan Wenzel
ab 14. Juli 2022[19]
Finanzen
Christian Lindner
Zur Stellvertretung des Bundeskanzlers bei Abwesenheit des Vizekanzlers besonders bezeichnetes Mitglied der Bundesregierung nach § 22 Abs. 1 S. 2 Alt. 1 GO-BReg[Anm. 4]
bis 7. November 2024[20]
FDP Katja Hessel

bis 7. November 2024

FDP
Florian Toncar

bis 7. November 2024

Jörg Kukies
ab 7. November 2024[20]
SPD
Inneres und Heimat
Nancy Faeser SPD Mahmut Özdemir SPD
Johann Saathoff
Rita Schwarzelühr-Sutter
Auswärtiges Annalena Baerbock Grüne Katja Keul
Staatsministerin
Grüne
Tobias Lindner
Staatsminister
Anna Lührmann
Staatsministerin für Europa und Klima, Beauftragte der Bundesregierung für die deutsch-französische Zusammenarbeit und Sonderbeauftragte der Bundesregierung für den Vorsitz Deutschlands im Ministerkomitee des Europarats
Justiz
Marco Buschmann
bis 7. November 2024[20]
FDP Benjamin Strasser

bis 7. November 2024

FDP
Volker Wissing
ab 7. November 2024[20]
parteilos[21]
Arbeit und Soziales
Hubertus Heil SPD Kerstin Griese SPD
Anette Kramme
Verteidigung
Christine Lambrecht
bis 19. Januar 2023[22]
SPD Thomas Hitschler SPD
Boris Pistorius
ab 19. Januar 2023
Siemtje Möller
Ernährung und Landwirtschaft
Cem Özdemir Grüne Ophelia Nick Grüne
Manuela Rottmann
bis 31. Dezember 2022
Claudia Müller
ab 9. Januar 2023
Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Anne Spiegel
bis 25. April 2022[23]
Grüne Ekin Deligöz Grüne
Lisa Paus
ab 25. April 2022
Sven Lehmann
Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt
Gesundheit
Karl Lauterbach SPD Sabine Dittmar SPD
Edgar Franke
Digitales und Verkehr
Volker Wissing FDP
ab 7. November 2024 parteilos
Daniela Kluckert
Beauftragte der Bundesregierung für Ladesäuleninfrastruktur
bis 7. November 2024[21][24]
FDP
Oliver Luksic
Koordinator der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik
bis 7. November 2024[21][24]
Michael Theurer
Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr
bis 1. September 2024[25]
Gero Hocker
Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr
September bis 7. November 2024[26][21][24]
Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Steffi Lemke Grüne Bettina Hoffmann Grüne
Christian Kühn
bis 14. Februar 2024
Jan-Niclas Gesenhues
ab 15. Februar 2024
Bildung und Forschung
Bettina Stark-Watzinger
bis 7. November 2024[20]
FDP Jens Brandenburg

bis 7. November 2024

FDP
Thomas Sattelberger
Beauftragter für Transfer und Ausgründungen aus der Wissenschaft
bis 3. Juni 2022
Mario Brandenburg
Beauftragter für Transfer und Ausgründungen aus der Wissenschaft
von 3. Juni 2022 bis 7. November 2024
Cem Özdemir
kommissarisch seit 7. November 2024
[20][27]
Grüne
Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Svenja Schulze SPD Niels Annen SPD
Bärbel Kofler
Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen
Klara Geywitz SPD Sören Bartol SPD
Cansel Kiziltepe
bis 27. April 2023
Elisabeth Kaiser
ab 28. April 2023
Bundesminister für besondere Aufgaben

Chef des Bundeskanzleramtes

Wolfgang Schmidt SPD


Anmerkungen

  1. In der amtlichen Reihenfolge
  2. Weder Parlamentarische Staatssekretäre noch Staatsminister sind nach Art. 62 GG Teil der Bundesregierung.
  3. Die Ernennung zur Beauftragten der Bundesregierung für Antirassismus erfolgte am 23. Februar 2022.
  4. Leitet als „besonders bezeichneter Bundesminister“ die Kabinettssitzungen, wenn Bundeskanzler und Vizekanzler verhindert sind.

Veränderungen

Im Kabinett Scholz gab es seit seiner Ernennung durch den Bundespräsidenten am 8. Dezember 2021 acht Änderungen, davon zwei auf Minister-Ebene und sechs auf der Ebene der Parlamentarischen Staatssekretäre:

Am 11. April 2022 erklärte Anne Spiegel den Rücktritt von ihrem Amt als Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Am 25. April wurde sie von Lisa Paus abgelöst.[28] Ursache für den Rücktritt waren Vorwürfe gegen Spiegel im Zusammenhang mit ihrem vorherigen Amt als Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität in Rheinland-Pfalz und ihr Agieren im Kontext des Hochwassers im Ahrtal 2021.

Am 3. Juni 2022 legte Thomas Sattelberger aus privaten und gesundheitlichen Gründen sein Amt als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung und die damit verbundene Position des Beauftragten für Transfer und Ausgründungen aus der Wissenschaft nieder. Sein Nachfolger wurde noch am selben Tag der Bundestagsabgeordnete Mario Brandenburg.

Am 28. Juni 2022 legte Oliver Krischer sein Amt als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz nieder, da er in der neu gebildeten schwarz-grünen Koalition in Nordrhein-Westfalen das Amt des Ministers für Umwelt, Naturschutz und Verkehr übernahm. Seine Nachfolge trat am 14. Juli 2022 der ehemalige Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz in Niedersachsen, Stefan Wenzel, an.

Zum 31. Dezember 2022 legte zudem Manuela Rottmann das Amt als Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft nieder, da sie als Oberbürgermeisterkandidatin nach Frankfurt am Main wechselte. Ihre Nachfolge trat am 9. Januar 2023 Claudia Müller an.

Am 16. Januar 2023 bat die Bundesministerin der Verteidigung Christine Lambrecht den Bundeskanzler um ihre Entlassung.[29] Am 19. Januar wurde sie aus ihrem Amt entlassen und der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius zum Nachfolger ernannt.[30]

Am 27. April 2023 wurde Cansel Kiziltepe Senatorin für Integration, Arbeit, Soziales, Vielfalt und Antidiskriminierung des Landes Berlin, ihr folgte Elisabeth Kaiser als parlamentarische Staatssekretärin im Bauministerium nach.[31]

Christian Kühn wurde am 15. Februar 2024 Präsident des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung, sein Nachfolger als Parlamentarischer Staatssekretär im Umweltministerium wurde Jan-Niclas Gesenhues.

Michael Theurer wurde am 1. September 2024 Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, sein Nachfolger als Parlamentarischer Staatssekretär im Verkehrsministerium und als Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr wurde Gero Hocker.

Am 6. November 2024 zerbrach die Ampel-Koalition, indem Olaf Scholz zunächst die Entlassung von Bundesfinanzminister Christian Lindner beantragte und daraufhin auch die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger und der Bundesminister für Justiz, Marco Buschmann ihren Rücktritt einreichten. Am 7. November 2024 wurden sie vom Bundespräsidenten entlassen. Volker Wissing hingegen kündigte an, im Amt bleiben zu wollen und zusätzlich das Justiz-Ressort zu übernehmen; er trat gleichzeitig aus der FDP aus. Zugleich wurden der bisherige Staatssekretär im Bundeskanzleramt Jörg Kukies zum Bundesfinanzminister und Cem Özdemir zusätzlich zum Bundesminister für Bildung und Forschung ernannt.[32]

Weitere Personalien

Der Koalitionsvertrag spricht das Vorschlagsrecht für den deutschen EU-Kommissar nach der Europawahl 2024 Bündnis 90/Die Grünen zu, sofern die Kommissionspräsidentin nicht aus Deutschland stammt. Da Ursula von der Leyen jedoch 2024 erneut zur Kommissionspräsidentin gewählt wurde, kam dieses Vorschlagsrecht nicht zum Zuge.[33]

Zum Regierungssprecher wurde Steffen Hebestreit (SPD) ernannt.[34]

Gesetzesinitiativen

Zur „Halbzeit“ der Legislaturperiode im September 2023 hatte die Regierung Scholz laut Bertelsmann-Stiftung 174 von 453 ihrer Vorhaben ganz oder teilweise umgesetzt. Das entspricht einem Anteil von 38 Prozent. Weitere 55 Vorhaben bzw. 12 Prozent wären im „Prozess der Erfüllung“ und nochmals 62 Vorhaben bzw. 14 Prozent „substantiell angegangen“. Im Umkehrschluss seien 162 Vorhaben bzw. 36 Prozent noch nicht erfüllt oder angegangen.[35]

Von Bundestag und Bundesrat beschlossene Gesetze

Gegenstand Federführende Ministerien In-Kraft
Schaffung eines 100 Mrd. € Sondervermögens Bundeswehr im Rahmen der „Zeitenwende[36] Verteidigung 1. Juli 2022
Abschaffung des Paragrafen 219a StGB (Werbung für den Abbruch der Schwangerschaft)[37] Justiz 18. Juli 2022
Erhöhung der BAföG-Sätze und Erweiterung des Kreises der Bezugsberechtigten[38] Bildung und Forschung 1. August 2022
Erhöhung des Mindestlohnes auf 12 Euro und der Minijobgrenze auf 520 € Arbeit und Soziales 1. Oktober 2022
Entlastung bei den Energiekosten durch Abschaffung der EEG-Umlage, Senkung der Energiesteuer, 300 € Energiepreispauschale sowie eine Strom- und Gaspreisbremse Finanzen / Wirtschaft und Klimaschutz 29. November 2022
Ratifizierung des Freihandelsabkommens mit Kanada (CETA) Wirtschaft und Klimaschutz 1. Dezember 2022
Steuerentlastungen, insb. gegen die kalte Progression (Inflationsausgleichsgesetz)[39][40], sowie Erhöhung des Arbeitnehmerpauschbetrags, des Grundfreibetrags, des Sparer-Pauschbetrags und der Pendlerpauschale Finanzen 8. Dezember 2022
Beschleunigung des Ausbaus der Erneuerbarer Energien (sog. Osterpaket) und Novellierung des EEG[41] Wirtschaft und Klimaschutz 1. Januar 2023
Wohngeldreform Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen 1. Januar 2023
Einführung des Bürgergeldes (Ablösung von „Hartz IV“) Arbeit und Soziales 1. Januar 2023
Paritätische Verteilung der CO2-Abgaben fürs Heizen mit Erdöl und Erdgas zwischen Mietern und Vermietern (Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz) Wirtschaft und Klimaschutz / Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen 1. Januar 2023
Änderung des Europawahlgesetzes: Senkung des Wahlalters auf 16 für die Wahl des Europäischen Parlaments[42] Inneres 14. Januar 2023
Beschleunigung von Planungsverfahren in der Infrastruktur Justiz 19. Januar 2023
Novellierung des Verpackungsgesetzes (Caterer, Lieferdienste und Restaurants müssen Alternativen zu Einwegbehältern für To-Go- bzw. Take-Away-Essen und -Getränke anbieten) Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Änderung des Transfusionsgesetzes (Neuregelung der Blutspende durch Abschaffung der Diskriminierung homosexueller Männer und Abschaffung der Altershöchstgrenze)[43] Gesundheit 1. April 2023
Deutschlandticket (bundesweite ÖPNV-Nutzung für 49 €) Verkehr 1. Mai 2023
Kulturpass für 18-Jährige (200 Euro Budget zur Nutzung kultureller Angebote) 1. Juni 2023
Pflegereform (Erhöhung der Leistungen und des Pflegeunterstützungsgelds für häusliche Pflege; Erhöhung der Beitragssätze; Abschläge für Familien ab dem 2. Kind) Gesundheit 1. Juli 2023
Reform des Baugesetzes (Bauleitpläne werden online veröffentlicht und Genehmigungsverfahren vereinfacht)[44] Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen 7. Juli 2023
Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz Gesundheit 1. August 2023
Gesetz zur Kennzeichnung von Lebensmitteln mit der Haltungsform der Tiere, von denen die Lebensmittel gewonnen wurden (Tierwohllabel)[45] Ernährung und Landwirtschaft 24. August 2023
Reform des Wettbewerbsrechts zur Stärkung des Bundeskartellamtes[46] Wirtschaft und Klimaschutz / Justiz
Gesetz zur Überarbeitung des strafrechtlichen Sanktionenrechts (Halbierung der Ersatzfreiheitsstrafe, ausdrücklich gesetzlich geregelte Verschärfung in der Strafzumessung bei Taten mit „geschlechtsspezifischen“ sowie „gegen die sexuelle Orientierung gerichteten“ Motiven, Möglichkeit einer Weisung zur Therapie oder Erbringung gemeinnütziger Leistungen bei Bewährungen) Justiz 1. Oktober 2023
Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes („Chancen-Aufenthaltsrecht“, „Chancenkarte“ basierend auf einem Punktesystem)[47] Inneres sowie Arbeit und Soziales 1. November 2023
Gesetz zur Heizungsmodernisierung / „Wärmewende“ (Gebäudeenergiegesetz)[48] Wirtschaft und Klimaschutz 1. Januar bzw. 1. Oktober 2024
Reform des Lobbyregisters zur Einführung eines „legislativen Fußabdrucks“[49] 1. März 2024
Wachstumschancengesetz (steuerliche Erleichterungen für Unternehmen, Abbau von Bürokratie, Investitionen in den Klimaschutz, mehr Fachkräfte aus dem Ausland, schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren) Finanzen 27. März 2024
Reform des Staatsangehörigkeitsrechts (doppelte Staatsbürgerschaft auch für Nicht-EU-Bürger, Verkürzung der Mindestaufenthaltszeit)[50] Inneres 1. April 2024
Legalisierung von Cannabis[51] Gesundheit 1. April 2024
Solarpaket (Vereinfachung der Installation von Solarmodulen auf Dächern, Balkonen und Feldern)[52] Wirtschaft und Klimaschutz 16. Mai 2024
Reform des Klimaschutzgesetzes (Aufhebung der CO2-Ziele für einzelne Sektoren) Wirtschaft und Klimaschutz 17. Juli 2024
Startchancenprogramm zur Förderung von Schulen in sozialen Brennpunkten Bildung und Forschung 1. August 2024
Einführung der Möglichkeit einer digitalen Verfassungsbeschwerde[53] Justiz 1. August 2024
Bürokratieentlastungsgesetz[54] Justiz 31. Oktober 2024
Selbstbestimmungsgesetz (Ersatz für Transsexuellengesetz)[55] Justiz sowie Familie, Senioren, Frauen und Jugend 1. November 2024
Reform des Namensrechts[56] Justiz 1. Mai 2025

Maßnahmen nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022

Im Jahr 2022 beschloss das Kabinett aufgrund gestiegener Lebenshaltungskosten (insbesondere aufgrund gestiegener Energie- und Benzinpreise), die durch den von Russland begonnenen Krieg gegen die Ukraine und der von Russland eingestellten Erdgaslieferungen gegenüber Deutschland bedingt sind,[57] Maßnahmen zur finanziellen Entlastung der Bevölkerung. In zwei ersten Maßnahmenpaketen in Höhe von 30 Milliarden Euro wurde neben der Abschaffung der EEG-Umlage Einmalzahlungen in Höhe von 300 Euro für alle Beschäftigten, eine Einmalzahlung von 100 bis 200 Euro für alle Arbeitslosen, eine einmalige Erhöhung des Kindergeldes um 100 Euro pro Kind sowie jeweils drei Monate das 9-Euro-Ticket und eine Stützung der Kraftstoffpreise verfügt. In einem dritten Maßnahmenpaket in Höhe von 65 Milliarden Euro wurden unter anderem Einmalzahlungen in Höhe von 300 Euro an Rentner, Einmalzahlungen in Höhe von 200 Euro an Fachschüler und Studenten, 415 Euro Heizkostenzuschüsse an Bezieher von Wohngeld zusätzlich zur dauerhaften Erhöhung desselben ab dem Jahr 2023, eine Erhöhung des Kindergeldes um 18 Euro ab dem Jahr 2023, eine Anhöhung der Midijob-Obergrenze, die Einführung eines deutschlandweiten Nahverkehrstickets (49-Euro-Ticket), eine Einkommensteuerentlastung, eine weitere Steuerfreistellung von 3000 Euro, eine Strompreisbremse und die Einführung eines Bürgergeldes (das 50 Euro über den Hartz IV-Regelsätzen liegt) beschlossen. Zur Finanzierung der Maßnahmen einigte sich die Ampelkoalition auf die Abschöpfung von Zufallsgewinnen am Strommarkt (Übergewinnsteuer).[58][59][60] Ende September 2022 stellte Scholz mit seiner Regierung über Kredite (Wirtschaftsstabilisierungsfonds) finanzierte Maßnahmen in Höhe von 200 Milliarden Euro vor.[61] Darunter fallen die Senkung der Umsatzsteuer auf Gas bis zum Frühjahr 2024 von 19 auf sieben Prozent, Ausbau der Infrastruktur für den Import von Flüssigerdgas durch LNG-Terminals, die potentielle Ausschöpfung von alternativen Energiequellen und von Kohleverstromung als auch der potentielle Weiterbetrieb von Kernkraftwerken bis Mitte April 2023 (statt Abschaltung Ende 2022).[62]

Gesetze im Gesetzgebungsverfahren

Gegenstand Verantwortliche Ministerien Vom Kabinett verabschiedet
Krankenhausreform Gesundheit 15. Mai 2024
Wissenschaftszeitvertragsgesetz zur besseren Absicherung von Akademikern in Forschung und Lehre[63] Bildung und Forschung 24. März 2024

Geplante Reformen

Gegenstand Verantwortliche Ministerien
Einführung einer Kindergrundsicherung[64] Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Verbot für an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel[65] Ernährung und Landwirtschaft
Einführung einer Aktienrente („Generationenkapital“)[66] Finanzen
Senkung des Wahlalters auf 16 für Bundestagswahlen[67] Inneres
Familienstartzeitgesetz (zwei Wochen Freistellung für beide Elternteile nach Geburt des Kindes)[68] Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Reform des Unterhaltsrechts[69] Justiz
Reform des Rettungsdienstes Gesundheit
Senkung der Mindeststrafe für die Verbreitung von Kinderpornographie[70][71] Justiz

Literatur

Anmerkungen

Einzelnachweise

  1. Statement des Bundeskanzlers zur Entlassung des Finanzministers | Bundesregierung. In: bundeskanzler.de. Bundesregierung, 6. November 2024, abgerufen am 6. November 2024.
  2. Kanzler Scholz will im Januar Vertrauensfrage stellen. In: tagesschau.de. 6. November 2024, abgerufen am 6. November 2024.
  3. Kanzler Scholz entlässt Finanzminister Lindner. Tagesschau, 6. November 2024, abgerufen am 6. November 2024.
  4. FDP-Minister treten geschlossen zurück. In: Sueddeutsche Zeitung. 6. November 2024, abgerufen am 6. November 2024.
  5. Volker Wissing bleibt Minister und verlässt die FDP. In: ZEIT ONLINE. 7. November 2024, abgerufen am 7. November 2024.
  6. Mehr Fortschritt wagen. Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. S. 176 f. bundesregierung.de, abgerufen am 8. Dezember 2023.
  7. Peter Carstens: „Wir haben alle Bock auf diese Koalition“. In: FAZ.net. 4. Dezember 2021, abgerufen am 7. Dezember 2021.
  8. Die Ampelregierung steht: Grüne stimmen für Koalition mit SPD und FDP. In: Der Spiegel. 6. Dezember 2021, abgerufen am 7. Dezember 2021.
  9. Ampel-Koalition: "Jetzt beginnt die Zeit der Tat". In: zeit.de. 7. Dezember 2021, abgerufen am 7. Dezember 2021.
  10. a b Plenarprotokoll 20/5 vom 8. Dezember 2021 bundestag.de
  11. Koalitionsvertrag 2021–2025 – Mehr Fortschritt wagen bei wiwo.de
  12. Anna Ernst: Ampel: Özdemir wird Landwirtschaftsminister. In: sueddeutsche.de. 25. November 2021, abgerufen am 7. Dezember 2021.
  13. FDP-Bundesvorstand begrüßt Koalitionsvertrag / Vorschlag personelle Besetzung der FDP-Ressorts – Pressemitteilung. In: crm.fdp.de. 24. November 2021, abgerufen am 7. Dezember 2021.
  14. Grüne Ministerien: Özdemir soll Landwirtschaftsminister werden. In: tagesschau.de. 30. November 2021, abgerufen am 7. Dezember 2021.
  15. Sophia Rockenmaier: SPD-Minister: Karl Lauterbach wird Gesundheitsminister. In: zdf.de. 6. Dezember 2021, abgerufen am 7. Dezember 2021.
  16. Keine Parität im Kabinett: SPD-Frauen sprachlos. Abgerufen am 18. Januar 2023.
  17. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung: Beschluss des Bundeskabinetts:Staatsministerin Ryglewski übernimmt Zuständigkeit für nachhaltige Entwicklung. 28. August 2022, abgerufen am 18. Januar 2023.
  18. SPD-Politikerin: Alabali-Radovan wird Antirassismus-Beauftragte auf tagesschau.de, abgerufen am 23. Februar 2022.
  19. Stefan Wenzel zum Parlamentarischen Staatssekretär im BMWK ernannt. In: bmwk.de. Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, 14. Juli 2022, abgerufen am 15. Juli 2022.
  20. a b c d e f Bruch der Ampelkoalition − Das ist die neue Bundesregierung. In: tagesschau.de. 7. November 2024, abgerufen am 7. November 2024.
  21. a b c d stern.de: Merz fordert Neuwahlen im Januar – Wissings Staatssekretäre schmeißen hin. 7. November 2024, abgerufen am 7. November 2024.
  22. tagesschau.de: Pistorius vom Bundespräsidenten zum Verteidigungsminister ernannt. Abgerufen am 19. Januar 2023.
  23. Aushändigung der Entlassungsurkunde an Anne Spiegel und Überreichung der Ernennungsurkunde an Elisabeth Paus. In: bundespraesident.de. Bundespräsidialamt, abgerufen am 23. April 2022.
  24. a b c BMDV - Minister und Hausleitung. Abgerufen am 7. November 2024.
  25. dpa: Parteien: Wechsel zur Bundesbank: FDP-Chef Theurer kündigt Rückzug an. In: Die Zeit. 30. August 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 3. September 2024]).
  26. Wissing bestimmt Nachfolger für Theurer. Bundesministerium für Digitales und Verkehr, 5. September 2024, abgerufen am 5. September 2024.
  27. Wissing übernimmt Justizministerium, Özdemir wird zusätzlich Bildungsminister. In: Süddeutsche Zeitung. 7. November 2024, abgerufen am 7. November 2024.
  28. Frank-Walter Steinmeier entlässt Anne Spiegel und ernennt Lisa Paus zur Familienministerin – DER SPIEGEL. In: Der Spiegel. 25. April 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 25. April 2022]).
  29. Erklärung der Bundesministerin der Verteidigung. Bundesministerium der Verteidigung, 16. Januar 2023, abgerufen am 16. Januar 2023.
  30. Pistorius zum Verteidigungsminister ernannt. In: tagesschau.de. Abgerufen am 19. Januar 2023.
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