Großer Preis von Belgien 1925 – Wikipedia

Rennsieger Antonio Ascari
Rennstart

Der I. Große Preis von Belgien fand am 28. Juni 1925 auf dem Circuit de Spa-Francorchamps statt, einem klassischen Straßenkurs auf öffentlichen Straßen.

Das Rennen hatte auch den AIACR-Ehrentitel Großer Preis von Europa und war Wertungslauf zur ersten Automobil-Weltmeisterschaft, es wurde über 54 Runden à 14,98 km ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 809,06 km entsprach. Teilnahmeberechtigt waren Werksteams von Automobilfirmen, deren Rennwagen den Bestimmungen der Internationalen Rennformel (Hubraumbegrenzung auf 2 Liter, Mindestgewicht 650 kg, Zweisitzer von mindestens 80 cm Karosseriebreite) entsprachen. Es war das erste Grand-Prix-Rennen, bei dem an Bord der Wagen keine zweite Person mehr als Mechaniker sein durfte. Außerdem war in der Grand-Prix-Formel auch eine Renndistanz von mindestens 800 km vorgegeben.

Sieger wurde Antonio Ascari auf einem Alfa Romeo P2.

Nach dem Rückzug der Teams von Bugatti und Sunbeam, die ihre Wagen als nicht „rennfertig“ deklariert hatten, blieb ein kleines, aber hochwertiges Feld von sieben Teilnehmern übrig. Mit den drei Alfa Romeo P2 von Antonio Ascari, Giuseppe Campari und Gastone Brilli-Peri und vier Delage Type 2 LCV mit René Thomas, Robert Benoist, Albert Divo und Paul Torchy am Steuer waren die beiden stärksten Mannschaften mit den besten Konstruktionen der letzten beiden Jahre der 2-Liter-Formel vertreten. Allerdings war bei Delage bislang nur das Auto von Divo bereits mit einem Kompressor ausgerüstet, aus Furcht vor nachteiligen Auswirkungen auf das Standvermögen. Doch während Ascari und Campari vom Start weg die Führung übernahmen und diese bis zum Rennende nicht mehr abgaben, waren es bezeichnenderweise gerade die drei kompressorlosen Wagen, die im Rennen schon nach wenigen Runden mit technischen Problemen liegen blieben. Lediglich Divo konnte sich vor Brilli-Peri auf Position drei halten, bis zunächst der Alfa-Fahrer und kurz nach der Halbzeit des Rennens auch der letzte Delage das Rennen aufgeben musste. Danach konnten die beiden nun einzig im Rennen verbliebenen Alfa-Romeo-Fahrer die letzten 25 Runden in Ruhe erledigen, bevor schließlich Ascari nach einer Gesamtzeit von etwas unter sieben Stunden mit über 20 Minuten Vorsprung als Erster überfuhr. Sein Teamkollege musste die letzten beiden Runden somit nach ganz allein absolvieren.

Der Legende nach soll Alfa-Romeo-Chefkonstrukteur Vittorio Jano auf das pro-französisch eingestellte Publikum durch die demonstrativ gelassene Einnahme einer Mahlzeit vor den Boxen reagiert haben, wofür dort eigens ein gedeckter Tisch mit Stühlen aufgestellt worden sein soll.

Team Nr. Fahrer Info Chassis Motor Reifen
Dritte Französische Republik Automobiles Delage 01 Dritte Französische Republik René Thomas DNS a Delage 2 LCV (1925) Delage 2.0L V12 Kompressor
01 Dritte Französische Republik Albert Divo
05 Dritte Französische Republik Robert Benoist Delage 2 LCV (1924)
09 Dritte Französische Republik Albert Divo DNS a
09 Dritte Französische Republik René Thomas
12 Dritte Französische Republik Paul Torchy
Italien 1861 SA Ital. Ing. Nicola Romeo 02 Italien 1861 Antonio Ascari Alfa Romeo P2 (1925) Alfa Romeo 2.0L I8 Kompressor P
06 Italien 1861 Giuseppe Campari
10 Italien 1861 Gastone Brilli-Peri Alfa Romeo P2 (1924)
Italien 1861 Giovanni Minozzi RES
Italien 1861 Carlo Sozzi RES
Dritte Französische Republik Ets. Albert Guyot et Cie 03 Dritte Französische Republik Albert Guyot DNA Rolland-Pilain „Guyot Spéciale“ GS25 Guyot/Burt-McCollum 2.0L I6 Kompressor
07 Dritte Französische Republik Maurice Rouvier DNA
Belgien Henry Matthys RES
Vereinigtes Konigreich Sunbeam-Talbot-Darracq Motors 04 Vereinigtes Konigreich Henry Segrave DNA b Sunbeam GP Sunbeam 2.0L I6 Kompressor
08 Italien 1861 Giulio Masetti DNA b
11 Italien 1861 Caberto Conelli DNA
Vereinigtes Konigreich George Duller RES
Italien 1861 SA Autocostruzioni Diatto kein Fahrer nominiert DNA Diatto GP Diatto 2.0L I8 Kompressor
Dritte Französische Republik SA Mathis kein Fahrer nominiert DNA Mathis Mathis 1.5L I4
Dritte Französische Republik Usines Bugatti c
a 
Divo und Thomas tauschten vor dem Start die Autos.
b 
Autos zur Vorbereitung auf den Großen Preis von Frankreich stattdessen bereits nach Montlhéry verfrachtet.
c 
In älteren Publikationen werden statt des Guyot-Teams häufig zwei Meldungen für Bugatti für Pierre de Vizcaya (mit Startnummer 4) und Meo Costantini (Startnummer 8) gelistet. Dementsprechend finden sich dort die Einträge für die beiden Sunbeam-Fahrer Segrave und Masetti unter den Startnummern 3 und 7. Ursprung dafür dürfte[1] S. 253 sein, wo die entsprechenden Einträge aber ausdrücklich als fragwürdig (Englisch „suspect“) gekennzeichnet sind.

Startaufstellung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Startpositionen wurden ausgelost.

Italien 1861 Ascari Dritte Französische Republik Thomas
Italien 1861 Campari Dritte Französische Republik Benoist
Italien 1861 Brilli-Peri Dritte Französische Republik Divo
Dritte Französische Republik Torchy
Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde Ausfallgrund
01 Italien 1861 Antonio Ascari Italien 1861 Alfa Romeo 54 6:42:57,0 h 2 6:51,2 min
02 Italien 1861 Giuseppe Campari Italien 1861 Alfa Romeo 54 + 21:58,0 min 4
Dritte Französische Republik Albert Divo Dritte Französische Republik Delage 29 DNF 5 Ventilschaden
Italien 1861 Gastone Brilli-Peri Italien 1861 Alfa Romeo 18 DNF 6 Aufhängungsschaden
Dritte Französische Republik René Thomas Dritte Französische Republik Delage 6 DNF 1 Wagenbrand
Dritte Französische Republik Paul Torchy Dritte Französische Republik Delage 2 DNF 7 Zündungsschaden
Dritte Französische Republik Robert Benoist Dritte Französische Republik Delage 2 DNF 3 Leck im Treibstofftank
Commons: Großer Preis von Belgien 1925 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • I Grand Prix de Belgique. www.teamdan.com, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Februar 2019; abgerufen am 1. Juli 2022 (englisch).
  • Leif Snellman, Hans Etzrodt: GRAND PRIX D'EUROPE. www.kolumbus.fi, 8. Juni 2022, abgerufen am 1. Juli 2022 (englisch).

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Paul Sheldon: "A Record of Grand Prix and Voiturette Racing", Vol. 1 (1900-1926), St. Leonard´s Press, Bradford, 1987, ISBN 0-9512433-0-6